In unserer Abschlussveranstaltung der diesjährigen Werkstattgespräche zu Wegen, Waren und Wissen der Filmkultur haben wir die Ehre, Ernst Szebedits (Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung) zu Gast zu haben.
Umlaufbahnen von Geschichtsbildern und Interventionen des Filmarchivs
DFF Fassbinder Center, Frankfurt
Eschersheimer Landstraße 121, 60322 Frankfurt am Main
18-20:30 Uhr (s.t.)
Ernst Szebedits leitet seit 2011 die in Wiesbaden ansässige Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, eine der bedeutendsten Institutionen für die Bewahrung und Zugänglichmachung eines Großteils des deutschen Filmerbes. Als solche muss sich die Stiftung wie alle Filmarchive permanent mit der Frage befassen, wie unter den gegebenen ökonomischen Bedingungen Prioritäten zur Restaurierung und Präsentation des gefährdeten analogen Filmmaterials entwickelt und begründet werden können. Eine prozesshafte und ständigem Wandel unterworfene Auseinandersetzung, die die gegenwärtige und zukünftige (Film)Geschichtsschreibung prägt und prägen wird, und die auch in der Öffentlichkeit zirkuliert, wohin sie definitiv gehört. Nicht zuletzt deswegen, weil die Stiftung auch über die Rechte am „verruchten Erbe“ (Karsten Witte) verfügt, sie verwaltet Filme aus dem Nationalsozialismus in ihrem gesamten Spektrum, über dessen Aufteilbarkeit in Propaganda- oder Unterhaltungsfilm man sich streiten kann und sollte. Das aber kann man nur anhand der Filme selbst. Im Werkstattgespräch diskutiert Ernst Szebedits, wie die Sicherung, Zugänglichmachung und historische Einordnung der Filme geleistet wird oder werden müsste, welcher Medien, welcher Kooperationen, welcher finanzieller und organisatorischer Rahmung eine kritische Kontextualisierung bedarf. Ob der „Vorbehalt“ gegen die Nazifilme angesichts der unkontrollierbaren Zirkulation im Internet überhaupt aufrecht zu erhalten ist und welche Auswirkungen der digitale Wandel auf film- und geschichtsdidaktische Arbeit hat, sind weitere zentrale Fragen. Es geht aber auch um Interventionen nicht nur des Archivs, sondern in das Archiv: Wie können Forschung, Öffentlichkeit, und in weiten Teilen unsichtbare Archivbestände zusammenkommen?